Wut
Zu den am meisten tabuisierten Gefühlen gehören Wut und Hass. Häufig bekommen wir diese bereits in der Kindheit anerzogen und später tun Gesellschaft und Medien das Ihre dazu bei, sie als vermeintlich “schlecht” oder “böse” zu unterdrücken. Nachfolgend ein paar Betrachtungen zur Wut.
Welches Bedürfnis steckt hinter Wut?
Es geht gar nicht darum, Wut voll ausagieren, d.h. dem Nächstbesten den Schädel einzuschlagen –
Wie bei allen Gefühlen geht es darum, sie zu benennen und anzuerkennen.
Wut zeigt ein Autonomiebedürfnis, ein Bedürfnis nach Abgrenzung – nach dem Setzen von Grenzen überhaupt.
Wut kann uns ebenfalls aufzeigen, dass irgendetwas nicht stimmig ist und wir letztlich entgegen unserer Authentizität handeln bzw. zu ihr zurückkehren wollen.
Wie zeigt sich unterdrückte Wut im Körper?
Wut kann ein überaus starkes und mächtiges Gefühl sein; es braucht also eine beachtliche Anstrengung des Körpers, wenn sie unterdrückt werden soll.
Körperliche Phänomene können Schulter- und Nackenschmerzen und -verspannungen, ein steifes Becken und insgesamt eine versteifte Haltung durch permanent angespannte Muskeln sein (auch im Hals- und Gesichtsbereich); doch auch etwa Verstopfung, Übelkeit und Bauchschmerzen können sich zeigen.
Wo sitzt die Wut im Körper?
Gerade die deutsche Sprache ist hier sehr aussagekräftig: “Ich habe eine gewaltige Wut im Bauch” trifft es meistens ziemlich genau.
Es ist also in der Regel der Bauchraum – und körperliche Phänomene strahlen dann gerne von dort aus nach unten Richtung Becken bzw. nach oben Richtung Brustraum aus.
Warum habe ich so viel Wut in mir?
Nicht in allen Fällen doch sehr häufig hat es mit dem zu tun, was bereits oben im Intro erwähnt wurde:
Das Zeigen von Wut und Hass wurde uns recht früh aberzogen und beide sind gesellschaftlich geächtet
– was natürlich nur dazu führt, dass diese in ihrer Unterdrückung noch stärker werden.
Woher kommt die innere Wut?
Wenn die Autonomie des Kindes nicht gewürdigt und sein tief verankertes Grundbedürfnis nach Souveränität nicht befriedigt wurde, siehe auch Ausführungen im Abschnitt über Angst.
Wenn also ständig Grenzen überschritten wurden – dann sammelt sich die Wut in uns immer weiter an – sehr oft wird sie durch eine Schicht an Trauer und Traurigkeit unter Verschluss gehalten. Oder aber die Wut verdeckt eine Trauer, die ihrerseits noch tiefer liegt.
Wenn wir nie wirklich gelernt haben, unsere Bedürfnisse zu äußern und zu uns zu stehen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Wut irgendwann ausagiert wird und sei es sich selbst gegenüber .
Besonders über das sogenannte Ehrliche Mitteilen kann es gut gelingen, Wut zuzulassen und an die Oberfläche zu holen und zwar OHNE sie auszuagieren.
Auch Wut und Hass erzählen uns sehr viel über uns selbst, wenn wir sie nicht verbannen, sondern sie anerkennen – und über ihre Würdigung können sie sich transformieren.
Wie äußert sich unterdrückte Wut?
Wie oben bereits ausgeführt, gibt es zahlreiche körperliche Anzeichen.
Doch auch Zähneknirschen und Arbeiten in den Kiefermuskeln sind verbreitete Zeichen, ein starrer Gesichtsausdruck und eventuell eine unterdrückte, ja manchmal unnatürlich leise Stimme – oder eben sogar Schweigen und das Verweigern jeglicher Kommunikation.
Wie kann man unterdrückte Wut rauslassen?
Hier gilt es eben Wege zu finden, die Wut nicht an anderen Menschen auszulassen, also auszuagieren.
Es ist keine schlechte Idee, doch oft praktisch schwer umsetzbar, an einen wirklich einsamen Ort – etwa im Wald – zu gehen und die Wut rauszulassen, sie sich von der Seele zu schreien, bis alles draußen ist.
Ein weiterer Weg mag der Punching Ball zuhause sein, auf den dann bis zur Erschöpfung eingedroschen wird oder sich beim Sport bewusst zu verausgaben.
Ein ganz anderer Zugang (und auch hier braucht es die richtige Umgebung und ggf. auch Begleitung) sind Atemtechniken, wie etwa das Holotrope Atmen nach Stanislav Grof.
Wie gehe ich mit unterdrückter Wut um?
Wut ist angestaute bzw. unterdrückte Lebensenergie. Oft verbirgt sie sich unter einer Depression (wörtlich “Niederdrückung”) und kostet so enorme Mengen an Energie.
Dann braucht es Auswege, mit der Situation fertig zu werden bzw. eben all das zu verdrängen.
Das kann von Drogen über autoaggressives Verhalten bis hin zu Projektionen und Abreagieren in ganz anderen Feldern oder gegenüber Menschen, die gar nichts mit dem Gegenstand der Wut zu tun haben, gehen.
Ein erheblich besserer Weg ist, die Wut rauszulassen (siehe oben) bzw. am wichtigsten, diese zu benennen, auszusprechen und nicht länger zu bekämpfen.
Dieses Aussprechen findet etwa im Ehrlichen Mitteilen statt. Hier wird nichts ausagiert, sondern einfach an die Oberfläche geholt.
Plötzlich ist Wut nicht “Verbotenes” mehr, sondern sie kann sich transformieren:
Wutkraft kann uns dabei unterstützen, Grenzen zu setzen oder Dinge zu bewältigen.
Sie hilft uns, in Bewegung zu kommen, etwa in Entscheidungsfindungen und darin, neue Wege einzuschlagen.
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